Putenskandal 

     

Barkenholm bleibt putenfrei

Landwirt Kruse verzichtet auf Baugenehmigungen

Von Martin Köhm

Barkenholm – Wer in den Ort Barkenholm fährt, dem fallen sofort die Protest-Schilder ins Auge, mit denen Anwohner Stellung gegen die geplanten Putenmastanlagen beziehen. Doch nun sieht es so aus, als ob der jahrelange Streit zu Ende geht.
Trotz, wie sein Rechtsanwalt Jens-Ulrich Kannieß einschätzt, sicherer Prozessaussichten im laufenden Rechtsstreit vor dem Oberverwaltungsgericht hat Landwirt Hauke Kruse überraschend auf seine bereits erteilte Baugenehmigung verzichtet. „Allein aus kaufmännischen Gründen“, begründete Kruse gegenüber unserer Zeitung.
Der Landwirt betreibt bereits Hähnchenmastanlagen in Barkenholm und Elpersbüttel und hat eine Genehmigung des Staatlichen Umweltamtes für den Bau dreier Putenmastanlagen am Ortsausgang Richtung Süderheistedt. Das geplante Bauvolumen lag bei 800 000 Euro.
Nun hat Kruse auf die Genehmigungen verzichtet. „Der Grund sind Überkapazitäten in den neuen Bundesländern sowie der Verfall der Preise“, teilte Kruse mit. Seinen wirtschaftlichen Schwerpunkt habe er in der Hähnchenmast.
„Ich respektiere die Entscheidung meines Mandanten“, erklärte Kannieß auf Nachfrage unserer Zeitung. Als noble Geste empfindet der Marner Anwalt, dass Kruse die genehmigten Standorte nicht weiterverkauft, „obwohl schon mit ernsthaften Interessenten verhandelt“ worden sei.
Schade sei es allerdings um die Arbeitsplätze, die in Barkenholm hätten entstehen können.
Bürgermeister Hans-Werner Urbrock vermutet: „Hauke Kruse hat mit soviel Widerstand wohl nicht gerechnet.“ Die Entscheidung des Landwirtes freut das Dorfoberhaupt: „Wir haben einen langen Atem bewiesen und das hat sich ausgezahlt.“
„Unsere Schilder können wir wohl wieder abbauen“, sagt Urbrock. „Vielleicht haben wir ihn mit unserem Widerstand sogar vor größeren wirtschaftlichen Schäden bewahrt“, erklärt der Bürgermeister schmunzelnd.

Schluss-Strich 

Vergleich mit Hähnchenmäster schlägt sich im Nachtragshaushalt nieder

Barkenholm (js) Trotz der Ungewissheit, wie sich die Hartz-IV-Regelung auf den Gemeindehaushalt auswirken wird, haben die Barkenholmer Gemeindevertreter den Haushalt 2005 verabschiedet.

Zuvor war der Nachtragshaushalt für 2004 beschlossen worden, der neben kleinen Korrekturen auch einen größeren Posten enthielt. „Der Rechtsstreit bezüglich des Hähnchenmastbetriebes innerorts ist mit einem Vergleich vor dem Landgericht Schleswig beendet worden. Beide Seiten haben sich damit einverstanden erklärt, dass die Gemeinde eine Zahlung von 10 000 Euro an die Mästerei leistet“, teilte Bürgermeister Hans-Werner Urbrock mit.

Zum Hintergrund: Nachdem das Betriebsgebäude abgebrannt war, hatte die Gemeinde ihr Einvernehmen für den Wiederaufbau in dem allgemeinen Wohngebiet verweigert. „Wir hatten uns damals anwaltlich beraten lassen und nach baurechtlichen Maßstäben entschieden“, so Urbrock. Die Mästerei nahm wieder den Betrieb auf, da sich damals der Kreis eingeschaltet habe. „Es ist jetzt auch ein Antrag für den Wiederaufbau des vor einigen Monaten abgebrannten Hähnchenmastbetriebes außerhalb der Dorfgrenze gestellt worden. Der Genehmigung steht nichts im Wege“, war vom Bürgermeister weiter zu erfahren.

„Wir kommen ohnehin in keinem Haushaltsjahr ohne nachträgliche Änderungen aus. Wenn im Frühjahr 2005 die Kreisumlage festgesetzt wird, müssen wir gegebenenfalls einen Nachtragshaushalt beschließen“, machte der Bürgermeister zum aktuellen Haushalt deutlich. Er war sich mit dem Leitenden Verwaltungsbeamten und Kämmerer Meinhard Lübbers einig: „Ein Haushalt muss aufgestellt werden, schon damit uns die sonstigen Finanzdaten bekannt sind.“ 

„Bislang waren in den 37,5 Prozent Amtsumlage 5 Prozentpunkte für Sozialhilfe mit eingerechnet. Damit wird nun komplett der Kreis belastet, so dass sich für uns als Kommune rein rechnerisch zunächst nichts ändert. Wir haben einfach die Amtsumlage auf 32,5 Prozent gesenkt und die Kreisumlage auf jetzt 36 Prozent erhöht“, erläuterte Lübbers seine Überlegungen.

Die Wegebaumaßnahmen am Berg, die für das laufende Haushaltsjahr in Höhe von 30 000 Euro abzüglich 40-prozentiger Förderung veranschlagt wurden, waren nicht zustande gekommen. Sie sollen neu beantragt werden. „Viel Hoffnung habe ich jedoch nicht, dass wir berücksichtigt werden“, hielt sich Urbrock zurück.

 

Barkenholmer Bürgerinitiative schickt Dienstaufsichtsbeschwerde an das Staatliche Umweltamt

Das Staatliche Umweltamt in Schleswig (STAU) hat dieser Tage einen unangenehmen Brief aus Barkenholm erhalten. Unangenehm deshalb, weil es sich dabei um eine offizielle Dienstaufsichtsbeschwerde handelt. Die 32 Mitglieder starke Bürgerinitiative (BI), sie sich seit Jahren für eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung der zwei Hähnchenmastställe im Ort einsetzt sowie den Neubau weiterer Ställe verhindern will, stinkt es – im wahrsten Sinne des Wortes. Diesmal geht es nicht nur um die Geruchsbelästigung, die Mitarbeiter des STAU sind ihrer Pflicht zur Überwachung des Hähnchenmastbetriebes nicht nachgekommen. Mit Hilfe des Rechtsanwaltes Dr. Karsten Reich wurde die Dienstaufsichtsbeschwerde auf den Weg gebracht.
Die Liste der konkreten Vorwürfe an das STAU ist lang.
Was die regelmäßige unzulässige Mistlagerung im Meiereiweg und das laute nächtliche Greifen von Hähnchen im Stall in der Dorfstraße betrifft, habe die Behörde – obwohl dies laut BI eindeutig gegen die Auflagen in der Baugenehmigung verstößt – trotz mehrfacher Beschwerden und Kenntnis nicht reagiert. Der Betreiber sei vom STAU auf die Rechtsverstöße hingewiesen worden. der BI teilte man jedoch mit, das angeblich keine Rechtsverstöße festgestellt worden wären. Es handele sich lediglich um seltene Ereignisse. Damit wurden den Interessen der BI keine hinreichende Beachtung geschenkt, sondern den Interessen des Hähnchenmästers, entgegen den Auflagen der Baugenehmigung Vorrang erteilt. Und das alles vor dem Hintergrund, dass die Abluft aus Mastställen als gesundheitsgefährdend einzustufen sei.
Der massivste Vorwurf der BI bezieht sich jedoch auf die Zusammenarbeit des STAU mit anderen Behörden. Dem Hennstedter Ordnungsamt und der Polizei war mitgeteilt worden das nicht eingeschritten werden müsse – obwohl dem Mäster selbst ein Schreiben zuging, indem seine Ordnungswidrigkeiten gerügt wurde.
Diese bewusste Falschinformation hat zur Folge das die BI als Querulant dasteht und sich nicht mehr gegen die Belastung wehren kann. Schließlich werde auch seit Jahren nicht geprüft, ob die Auffangbehälter des Betriebes regelmäßig entleert werden. Des Weiteren wird durch die extreme Geruchsbelästigung vermutet dass der Besatz der Ställe wesentlich höher liegt als zulässig ist.
Die Bürgerinitiative wartet mit Spannung auf das Ergebnis ihres „Paukenschlage“ gegen die Behördenwillkür und hofft, dass dieser nicht so einfach vom Tisch gewischt wird.

Der Bürgermeister Hans-Werner Urbrock sieht aktuell Handlungsbedarf vor allem wegen neuer Pläne des Hähnchenmästers. Dieser will seinen geplanten und bereits bewilligten Putenmaststall am Ortsausgang Richtung Westen offenbar nun doch nicht bauen und stattdessen einen für 39.950 Hähnchen beantragen. Sollte dazu der Gemeindevertretung ein Bauantrag vorgelegt werden, werde man diesen definitiv ablehnen. Ansonsten wäre im Dorf ein Hähnchenbestand von mindestens 85.000. Barkenholm ist aber schon jetzt an der oberen Grenze der so genannten Großvieheinheiten.
November 2002

Die Dienstaufsichtsbeschwerde wurde abgelehnt - Barkenholm kämpft weiter!!
 

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